Buchempfehlungen

Aus aktuellem Anlass möchte ich hier Bücher eines befreundeten Kollegen empfehlen: Dr. Christoph Thoma aus Amstetten, Lehrtherapeut für Systemische Familientherapie, Verleger und Autor.

http://drchristoph-thoma.magix.net

 

Harry Merl: „Über das Offensichtliche oder: Den Wald vor lauter Bäumen sehen“

Durch mehr als dreißig jähriger Erfahrung als Psychotherapeut versucht Harry Merl Positionen der „Helfer“ in Bezug auf „Hilfesuchende“, frei vom Ballast der Dogmen, aus vielen möglichen Perspektiven zu klären, das „Offensichtliche", das im Nebel der unzähligen Interpretationen verhüllt ist, wieder sichtbar werden zu lassen.

Der Begriff „Helfer“ statt Therapeut, wird von Harry Merl vorwiegend verwendet, um die scheinbar autoritativ belastete Bezeichnung „Therapeut“ zu neutralisieren.

Das Qualitäts- und Kompetenzkriterium, das Merl für „Helfer“ voraussetzt, ist vor allem die „unbedingte Bereitschaft, den Hilfesuchenden als autonome Persönlichkeiten gegenüber zu treten“ die wie Merl meint, „den Traum vom gelungenen Selbst“ (TGS) ihr ganzes Leben lang zu realisierten bestrebt sind.

Merl definiert da Kürzl TGS folgend:

„(…) Es ist das Bestreben von Beginn bis zum Ende seines Lebens in jeweils phasengemäßiger Weise zu jedem Zeitpunkt des Lebens auf kurze und auf lange Sicht in allen Lebensfeldern, in denen er sich bewegt und engagiert ist, „ein Jemand zu sein und etwas zu können“ und in seiner Autonomie respektiert zu sein, und das sowohl in den eigenen Augen als auch in denen der anderen.“ (S56)

Nach Merl käme das einem inneren Auftrag gleich, der Wunsch nach Profilierung und Selbstverwirklichung, wie etwa, „als „der, der ich bin“.

"Diese Intension ist so mächtig, dass Ihr Gelingen ein Hochgefühl von Leben vermittelt (S 56) und eine treibende Kraft in jedem Menschen ist. „Ihre Misslingen aber Niedergeschlagenheit, Verzweiflung verursacht und einerseits oft zu verrückten Anstrengungen veranlasst, das Misslingen zu verhindern, andererseits aber oft zum Einsatz von kriminellen Mitteln führt und leider oft zum Selbstmord (oft mit vorausgehendem Mord an dem, der den TGS kränkt) treibt".

Das Scheitern des Traumes vom gelungenen Selbst ist nach Harry Merl die Quelle der überwiegende Konflikte.

Der Begriff „Selbstverwirklichung“

ist hier in Anführungszeichen gesetzt, weil er derzeit in Mode ist und sich dadurch auch gut verkauft. Unter diesem Titel wird alles verstanden, was momentan Befriedigung verspricht und damit auch ein gutes Lebensgefühl vermittelt, ohne dass die langfristigen Konsequenzen bedacht werden. Gerade sie sind es aber, die am Ende des Lebens bestimmen, welche Bilanz gezogen werden kann. Diese Bilanz ist unausbleiblich und sollte schließlich über die Lebensbereiche hinweg gut ausfallen, d.h. das vergangene Leben kann als eines beurteilt werden, in dem man sich sowohl im Umgang mit der eigenen Person als auch mit den anderen in den verschiedenen Lebensbereichen ein gutes Zeugnis ausstellen kann, wie dies E.H. Erikson (1966) im Lebenszyklus konzeptualisiert hat. Dies mag moralisch klingen, doch sei darauf hingewiesen, dass etwa nach einem Leben, in dem die Arbeit im Vordergrund stand, und die Familie vernachlässigt war, oder diese gar verlassen wurde, dieser misslungene Lebensbereich sich schmerzlich bemerkbar macht. Ein anderes Beispiel ist ein sehr bekannter, aber jetzt schon alter Entertainer, der jetzt bedauert, dass er seinen Partnerinnen nicht treu sein konnte, insbesondere, weil seine derzeitige Partnerin jetzt ihm nicht treu ist.